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Hautstückelnde Konturen


Nix erscheint mir einfältiger in dieser aufgespielten Farbenvielfalt als die permanente Bevorzugung eines gewissen Ideals,

dessen Strotzen vor Ideenlosigkeit den Schrei nach Einheit zweiteilend in Zweidrittel-Wahrscheinlichkeiten zerstückelt.

Ungefähr so oder so ähnlich scheint die unterscheidungslose Photoshop-Sexyness die Coolness eingefrorener Schönheitsbilder mich zu entphotographieren,

schlicht, weil ich da nicht so ganz reinpasse.

In meiner Schulzeit gab’s da nen ultracoolen Typen, dessen After-Sex Snaps aus der distanziertesten Art zwischenmenschlicher Leere vor krampfhafter Muskulosität so strotzten,

unterstrichen von der seelenentkleideten Hand seines One Night Stands, deren tequilaverwirrtes Fingernägelgewirr die Linien seiner Hautfurchen und muskulären Falten nachzeichneten,

als wäre er die Kunst und sie die Künstlerin,

als wäre alles, was anders wäre, so garnix mehr.

Es war auch der gleiche Typ, dessen Hände jeden Morgen gen Türrahmen reichen mussten,

um den in seiner toxischen Attributenbetonung seine konturierte Haut jenen Haut-an-Haut fantasierenden, liebeskümmernden Mädchen zu zeigen, in denen er außer ein seelenloses Kichern und einer Erfüllung durch Umgebung sämtlicher Haut-an-Haut-Akte nix sieht.

Objekte der Begierde, Liebessehnend in jenen vergangenen Zeiten er das Fehlen eigener Individualästhetik auf mich projiziert,

indem die Flanke diesen sprießenden Wiesen auf meiner dürren Brust knallte,

und meine ignorante Gewohnheitsresilienz seine Haut-an-Haut verwöhnte Fake-Philosophie als üblich verletzend hinnahm.

Zuhause kippe ich mir den nachschulischen Koffeinrausch in mich hinein und schreibe eine bluthochdruckzerdrückte Ballade über die All-Day-Einsamkeit und die One-Night-Stands der anderen, zog mich aus und starrte auf meine wabbelig zierliche Brust.

Soll ich sie zeigen?

Oder wäre das mir angehaftete Stigma die Idiotie dessen, mich einzig für diese Zierlichkeit mit einer Frau zu verwechseln,

damit Instagram meine „nicht genug männlichen“ Nippel zensieren darf,

rechtfertigt durch meine unkonforme Unsportlichkeit?

Das Bild von mir kann ich nicht zeigen,

es würde nur zu ihrem Zeigen führend,

meinen poesietippenden Zeigefinger delegitimierend,

meine weiße, kleine, allumgebende Haut sezieren,

tausendlöchrig durchzecht von dieser hässlichen Wiese, die auf mir wächst.

Sie stinkt.

Sie sprießt,

sie betäubt mich.

Alle haben sowas nicht.

Ich habe sowas.

Nie hätte ich nur wissen können, dass mein seelenummantelndes Leder das außer Kontrolle pochierende Herz meiner siebzehnjährig pubertierten Selbstzweifel die Bestätigung ihres Diktats war,

dessen sexistisch delegitimierende Sexualmonotonie nur noch den scharfen Klang scharf unterbrechender Rasierklingen,

Zick-Zack,

den Rasen meiner Haut mäht und nur noch mein essensgefüllt ausgekugelter Bauch die enthaarten Vernarbungen der Vergangenheit auszogen.

Ich zog mich aus, bevor ich mich wieder anziehen durfte und meine selbstschämende Nacktheit mir den Wert der Scham offenbarte,

ehe die tausenden Gräser in die verschlossene Kanalisation zwischen anderen Resten, Schweiß und Schuppen verschwanden.

Das war meine Kunst.


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