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Rosen blühen unter Regen

VON CANSEV DURU //


Meine Schwester hasst ihn, abgrundtief, den Nagellack auf meinen Füßen: Aquamarinfarben. Sie meint, das würde unnatürlich aussehen. Eine richtige Farbe solle also her, meine Erfahrung betrachtet ihre Forderung jedoch skeptisch. Es ist schon lustig, vor sechs Jahren erschrak auch mein zweiter fester Freund bei dem Gedanken, ich könne rot lackierte Finger an seinem Körper entlang gleiten lassen. Er war groß, kräftig und roch immer nach diesem schrecklichen, altbackenem Deodorant, das er im Dutzend hinter seiner Küchenkommode bunkerte. Seine Aversion gegen Nagellack war gewöhnungsbedürftig, meine Nägel blieben nicht nur im Bett blank. Ich habe ihn gemocht, er liebte mich und anscheinend hassen alle Nagellack. Anstatt zu schmücken, erhitzt er nur die Gemüter um mich herum. Es ist ansonsten ein farbloser Alltag, ich entscheide mich für ein dunkles Blau.


Manchmal will ich über meinen Körper schreiben. Doch ich weiß ich nicht, wie ich in Worte fassen soll, was mit mir unter der Dusche oder starkem Regenfall passiert. Gut, ich kapiere es schon, gerade wie du es tust, aber darum geht es nicht. Meine Absicht ist die Zelebrierung, nicht die Darlegung nackter Tatsachen. Und was ist die Wirkung? Du wirst geil. Wenn das Wasser abgeflossen ist, bin ich nass, nicht feucht. Aber das ist dir egal, nicht wahr? Du ziehst weiter mit den Wolken und Flüssen. Ich sorge dafür, ab jetzt in deiner Nähe immer trocken zu bleiben. Für meine Gefühle kann ich nichts dafür.


Ich fotografiere meine Freunde, es regnet leicht. An meinen Fingern und Füßen schimmert es blau, aquamarin. Und es fühlt sich gut an.

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