Weil wir irgendwann immer wieder gegeneinanderstießen, trotz Zuneigung. Und dir das irgendwann zu viel wurde, mit mir. Du ließt es mich immer öfter spüren, wenn deine flache Hand einen leichten Abdruck auf meiner Wange hinterließ. Ich konnte dich sehr gut verstehen, denn für mich war dieses Zuviel nichts Neues. Ich kannte Abneigung mir selbst gegenüber, deswegen hatte ich Verständnis für deine Art, wie du mich ab da anfingst zu behandeln.
Mit kaltem Körper begegnetest du mir. An deinen Fingern klebte Abweisung; wenn sie mich berührten, dann nur, um mich zu warnen. Ich hörte dich kaum mehr Sprechen. Dein steifes Kopfschütteln galt als Antwort auf all meine Fragen.
Ich wusste, dass es aus war, dass wir aus waren, als du mich nicht einmal mehr berühren wolltest. Du ekeltest dich vor mir, meiner Haut, meinem älterwerdenden Körper, den unzähligen faltigen Stellen, meinem verfaulten Geist.
Meine Haut hat seit dir viel gelitten. Auch nach dir, unter allein meiner Hand musste sie unmögliches möglich machen. An den Handgelenken trennte ich Fleisch von Fleisch. Ich legte die Haut offen, ganz frei, um das pulsierende Leben unter ihr beobachten zu können. Ich musste mich versichern, dass da noch Leben war. Dass du mir nicht alles genommen hattest.
Heute jucken meine Narben, die du auf meiner Haut hinterlassen hast. Ich spüre das Prickeln sich heranbildender Haut. Ein Neuanfang. Sanft streiche ich darüber, jetzt nicht, flüstere ich. Ich fülle mir ein Wasserglas, ich muss mehr Wasser trinken, damit ich nicht vertrockne. Die innere Dürre macht mir zu schaffen; der Mund ist schon ganz trocken, die Lippen fein rissig. Ich untersuche das Glas auf Spuren, aber sehe weder Blut noch irgendeine andere äußere Verschmutzung. Ich nehme einen großen Schluck. Nicht alles hat sich ausgeglichen, aber ich lebe.
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