VON EMINA SERDAREVIC //
Vor Gericht wird nicht immer gerecht gerichtet. Ich wär‘ gern mit dir zusammen, du sagst, du wärst es auch gern, doch auch, dass du‘s nicht kannst, es nicht geht und ich es nicht versteh‘. Ich seh‘ dein Herz brechen, obgleich da kein See an Tränen ist, keine einzige verlässt dein Augenlid, ich spüre nur die Splitter, sie bohren sich in meines. Du sitzt auf der Anklagebank. Vor dir Menschen, die du liebst, aufgereiht, streng und böse blickend, du machst dich klein, erstickend bleibst und bist eh allein. Du sitzt zwischen zwei Stühlen eingezwängt, in die Ecke der Anklagebank gedrängt, ritzt Kerben in die Sitzflächen und anklagende Fragen in dein Herz. Warum bin ich so und nicht anders? Warum tut’s weh, wo es nicht sollte, wo Liebe doch eigentlich heilen sollte, fühle Dinge, die ich nicht wollte, reihe mich in die Reihe der ungeraden Zahlen, während gerade doch das Schöne ist, oder nicht? Anklage? Lieben! Wen? Ein Mädchen! (mich) Als Mädchen? - Schuldspruch! Ihn zu lieben wäre recht, doch auch unecht. Es nicht zu tun wär‘ schlimmer, wäre schlecht. Ist es nicht mein gutes Recht (sie) zu lieben, ganz einfach, echt, oder werden Gefühle aus meinem Inneren ungefragt vertrieben? Eigentlich war’s mal wir gegen den Rest der Welt, doch wie sollen wir kämpfen oder leben, wenn man uns nicht lieben lässt? An den Rand gedrängt, wahre Gefühle verdrängt, andere vorgespielt, um hineinzupassen, nicht verdrängt zu werden, um es selbst zu schaffen, statt zum „Richtigen“ gedrängt zu werden, denn das eine ist falsch und das andere nicht, ganz selbstverständlich und natürlich. An der Außenseite stehend ist es oft schwer zu verstehen, wie man falsch und richtig unterscheidet, den einen oder anderen für das bloße Sein meidet. Bis man irgendwann in abgrundtiefe Tiefen fällt, nicht mal mehr an den Rand wird gestellt, denn dann wird man endgültig verdrängt und verstoßen. Ich sitze zwischen zwei Stühlen und beiden fehlt ein Bein. Instabil - Inneres destabilisiert, Liebe assoziiert mit Regeln und Recht. Dein Herz bricht erneut, nun in tausend Scherben, doch die Splitter taten mehr weh (sie kamen aus meinem). Ich will nicht Herzen (- deines) brechen hören, selbst zerbrechen, möcht‘ bloß bedingungslos laufen und lieben lernen, statt das Lieben endgültig zu verlernen. Man hört es brechen, dein Herz, in tausend Scherben, doch es tritt kein neuer Schmerz an die Oberfläche, denn die Gewissheit, das Bewusstsein, die Realisation und Realität des Randes, der Außenseite, seines – ihres – euren Hasses waren tief im Inneren immer schon da.
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