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Inkarnation



Die Unterschiede zwischen dir und mir sind deutlich. Sie liegen auf der Hand. Wir liegen Haut auf Haut. Wir sind wie Tag und Nacht. Schwarz und weiß. Komplett verschieden und dennoch vollkommen. Und gleich. Ich schaue dich an, sehe die Neugier in deinen dunklen Augen. „Lass uns eins sein!“, denke ich. Denn gemeinsam sind wir grau. Vom vielen Schnaps, den wir seit Tagen trinken. Und vielleicht auch ein bisschen blau, um die Leere zu betäuben. Unsere Körper sind bloß noch leere Hüllen. Gefüllt mit noch mehr Leere. Übersät mit Narben. Filigrane Linien, feine Muster. Bedeutungsvoller als jede Tätowierung. Ich stell mir vor, was wäre, wenn... Du und ich, gemeinsam, niemals mehr einsam. Wunderbar vertraut, ein kleines bisschen versaut. „Spürst du das?“, fragst du leise während du lächelst. Weil sich der Schmerz der Klinge so gut anfühlt. „Das geht direkt unter die Haut.“ Dir wird warm, während das Blut aus deinen Adern tropft. Ganz langsam. Plopp, plopp. Wie das Ticken der Uhr. Tick, Tack. Du siehst schwarz und wirst ganz bleich. Ich weiß, ich bin immer noch eins mit dir. Unser Blut ist gleich. So warm, so rot. Unsere Herzen schlagen im selben Takt. BummBumm, BummBumm.... Und plötzlich... ...Sind wir da, wo wir immer sein wollten. „Ein Neuanfang“, denkst du. „Ein Neuanfang“, sage ich. Doch in Wirklichkeit sind wir am Ende.

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