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Parallelgesellschaft

VON EMINA SERDAREVIC //


Wir lügen. Wir lügen, sagen meine spröden Lippen trocken und langsam lösen sich viel zu fruchtbare Böden von Verdrängen und Einreden, Schuldzuschieben und verbal jemandem Heim oder Heimat nehmen. Wir suchen. Wir suchen nach Ausflüchten, nach Anprangerungen, nach Schuldigen und wir täuschen und trügen, begründen noch und sagen, sie. Und wir vergessen. Wir vergessen, dass dieser Hass unbegründbar ist. Wir merken an, schieben vor, rügen, sie verstünden uns nicht. Doch wir schreiten voran, bis wir Grenzen ziehend menschliche Grenzen überschreiten- die verstehen wir wohl nicht. Wir lassen ihnen keinen Platz, nehmen ihnen Raum, nehmen sie nicht an und so wird es eng mit ihrer Sprache und uns‘rem Sein - eines muss weichen, manch einer muss gehen. Doch welche gibt‘s, die sind anders, wirklich wahre Talente, Wunder, Anpasser, denen - denen spucken wir lobend ihren Ausnahmestatus ins Gesicht - so tolerant sind wir nämlich - oder täusch‘ ich mich? Und schließlich- schließlich finden wir, was wir suchten. Das Gefundene ist zeitgleich Finderlohn, nun haben wir An-dem-Pranger-Stehende, wir haben nun den Sündenbock- bravo!


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