VON ELÍSA LOVÍSA //
Paris – die métro voller Mütter, die ihre Brut nur dadurch ertragen können, dass sie ab und an für die gestellten Fotos ein paar Likes bekommen.
Die verlinken sie nicht unter #momlife, sondern #viedemaman, als würde diese lächerliche Französierung ihrem banalen Alltag irgendeine Würde verleihen können.
Kann sie aber nicht, genauso wenig wie echte Louis Vuitton-Taschen oder der Anblick des von Touristen verstopften Notre Dame, der glücklicherweise gerade abgebrannt ist und deshalb nicht heimgesucht werden kann wie ein Stück Scheiße von den Fliegen.
Aber die Fassade sitzt – wohin man auch geht in Frankreich, am schlimmsten aber in Paris, sind die Frauen dünn und parfümiert, nicht unbedingt schön, aber immer dünn, parfümiert und modisch gekleidet, denn das kommt den Begriffen von Schönheit im Land des Oberflächlichen schon nah genug.
Reklamen regieren und das eigene Leben muss angepasst werden, ist wie der Körper ewig im Geist dem Blick des Mannes unterworfen. Hier geht ohnehin alles nach den Männern, Feminismus gibt es nicht in der sogenannten Grande Nation, nicht bei den asozialen Teenies mit den kaugummigestopften Mündern und nicht bei den Sorbonne-Professorinnen, die ihre intellektuellen Vulven immer brav für den Liebhaber enthaaren, der noch fünf andere Weiber die Woche sieht, um dem französischen Ideal zu entsprechen.
Den mamans also, glücklich im Netz aber bestenfalls abgestumpft in der Wirklichkeit, wäre auch mit Uni nicht geholfen, sie schieben ihren brüllenden Bälgern die Schnuller rein, greifen nach ihrem Smartphone und suchen auf instagram nach dem Sinn des Lebens, finden aber nur ein paar kitschige Spruchbilder, die sie zumindest in der Entscheidung bestärken, noch ein Großmaul mehr in diese übervölkerte Welt gesetzt zu haben.
Vielleicht, falls der Planet nicht vorher abbrennt, weil betuchte Rentnerpärchen zweimal im Jahr nach Südostasien fliegen müssen und Marine LePen nicht auf ihr Schnitzel verzichten will, wird dieses Großmaul es besser haben als seine Erzeuger, findet etwas Bedeutung jenseits der Masse, pfeift auf vorgekaute Lebensläufe und lässt diese Scheinexistenz hinter sich, entdeckt den Tiefsinn, kurz: verlässt Paris.
geil, geil, geil! So richtig gehasst, fühlt sich richtig echt an.
Dieser harmonische Hass - echt gut!
Liebe den Hass!